„Du kannst gar nichts machen, das ist eine krasse Situation.“

Berzan B., April 2021 in Nürnberg

Berzan B., seine Schwester Hevin und seine Mutter Petra berichten über die Folgen des Angriffs und die Bedeutung der Solidarität, April 2021 in Nürnberg

„Wir waren eigentlich eine ganz normale Familie.“

Hevin B., April 2021 in Nürnberg

„Ich hab meinen großen Bruder total vergöttert.“

Hevin B., April 2021 in Nürnberg

Berzan und Hevin erinnern sich mit ihrer Mutter und Jürgen K. an antifaschistische Protestaktionen gegen den Thor-Steinar-Laden in Nürnberg, April 2021 in Nürnberg

Zum Zeitpunkt des Angriffs auf Berzan ist das Tragen von Kleidung und Accessoires des Labels ein offenes Bekenntnis zur Neonaziszene. Das Logo der Marke bildet eine Kombination von verschiedenen, von nationalsozialistischen Organisationen verwendeten Runen, die bei Neonazis sehr beliebt sind. Es besteht in seiner ursprünglichen Form aus einer Tyr-Rune und einer Gibor-Rune, einer „liegenden Wolfsangel“. Die sogenannte Pfeil-, Kampf- oder Tyr-Rune auf der Bauchtasche in der U-Bahn – und vielen anderen Accessoires der Marke – wurde im Nationalsozialismus von der Hitlerjugend und der SA als Symbol für Kampf bzw. Krieg verwendet. Die Odal-Rune wird als Symbol für „Blut und Boden“ und Besitz der „Sippe“ gedeutet. Sie war das Symbol der Reichsbauernschaft und der Hitlerjugend und diente der SS als Divisionsabzeichen. Die Wolfsangel geht in ihrer Bedeutung auf einen Roman aus den 1920er Jahren zurück, der von Werwölfen in einem völkisch-heidnischen Untergrundkampf gegen das Christentum handelt. Im NS fand die Wolfsangel Verwendung bei der SS. Damals und in der Gegenwart drückt sie den unbedingten Kampfeswillen für die Vernichtung der politischen Gegner*innen aus.

Quelle: Das Versteckspiel – Lifestyle, Symbole und Codes von neonazistischen und extrem rechten Gruppen

  • Hannover

    20.10.2013

  • Berlin

    ohne Datum

  • Dortmund

    ohne Datum

„Sie wollten super viele Namen wissen.“

Hevin B., April 2021 in Nürnberg

Hevin über die Situation beim Polizeiverhör; Petra und Berzan berichten vom Versuch der Polizei, direkt nach dem Erwachen aus dem Koma eine Befragung mit ihm durchzuführen, April 2021 in Nürnberg

  • Nürnberg 2009

  • Gewerkschaftsbüro Nürnberg 2010

  • Brandanschlag Nürnberg 2011

„Damit brandmarken sie Menschen.“

Seda Başay-Yıldız, August 2021 in Frankfurt

Seda Başay-Yıldız ist Anwältin der Familie Şimşek und vertrat deren Nebenklage im NSU-Prozess. Sie berichtet vom strukturellen Rassismus, der die polizeilichen Ermittlungen zur NSU-Mordserie prägte. August 2021 in Frankfurt

„Dass R. zur ultrarechten Szene gehört, müssen die Ermittler gleichwohl vorher gewusst haben. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung trat der 24-jährige schon 40 Mal als Aktivist der Ultrarechten in Erscheinung. So marschierte er in der fränkischen Kleinstadt Gräfenberg mit, die bis vor kurzem regelmäßig von Neonazis heimgesucht wurde. Er sympathisierte mit der inzwischen verbotenen „Fränkischen Aktionsfront“ und gründete die neonazistische „Kameradschaft Fürth-Land“ Bei den Staatsschützern wird R. als „überzeugter Neonazi“ geführt. Höchst aktiv sei er – und „sehr gewaltbereit“.“

Olaf Przybilla, Süddeutsche Zeitung, 25.5.2010

„Es gab schnell ein großes Bündnis.“

Jürgen K., August 2021 in Nürnberg

Jürgen K., Petra und Hevin B. über die Entstehung des Soli-Komitees gegen Rechts, April 2021 in Nürnberg

„Viele Leute haben mir geschrieben und ich konnte mich nie dafür bedanken. An dieser Stelle nochmal danke. Weil ich hab sie immer noch. Und das hat mir irgendwie auch gezeigt, … ja, Solidarität. Das ist schon was. Also das Gefühl, nicht alleine zu sein.“

Berzan B. im April 2021 in Nürnberg

Der Prozess

Am 17. Februar 2011 beginnt im historischen Saal 600 des Nürnberger Landgerichts der Prozess. Es ist derselbe Saal, in dem 1945 die Nürnberger Prozesse gegen die Führungsriege des nationalsozialistischen Regimes stattgefunden hatten.  

Da es bei anderen Gerichtsverfahren mehrfach zu Störungen und Pöbeleien durch Neonazis gekommen war, mobilisiert das „Soli-Komitee gegen Rechts“ Beobachter*innen zum Prozess. Sie wollen die Plätze auf den Zuschauerbänken rechtzeitig belegen, um so einen solidarischen Raum für Berzan und seine Familie zu schaffen, die selbst als Nebenkläger*innen auftreten.

„Da kam ein Trupp Nazis anmarschiert.“

Petra B., April 2021 in Nürnberg

Berzan, Hevin und Petra B. sowie Jürgen K. berichten über die Gerichtsverhandlung, April 2021 in Nürnberg

Abendzeitung vom 24.02.2011

„Man ist mit diesen Menschen sehr schlecht umgegangen.“

Seda Başay-Yıldız, August 2021 in Frankfurt

Seda Başay-Yıldız über strukturellen Rassismus der Ermittlungsbehörden

Peter R. bei den rassistischen Mobilisierungen im Spätsommer 2018 in Chemnitz, Foto: J. Miller

„Ich fand es erst einmal stark, dass so viele Leute mich unterstützen und auf der richtigen Seite stehen. Aber im Endeffekt hat mich das alles irgendwie überfordert, das kann ich jetzt auch im Nachhinein sagen. Schön, dass mich jemand unterstützt. Aber schöner wäre es, wenn mich niemand unterstützen müsste.

Auf jeden Fall, wenn Leuten sowas passiert und Leute in so eine Situation kommen, ist es richtig, sie zu unterstützen. Da ist auch der Grund, warum ich das hier mitmache. Es strengt mich schon an, aber man muss über sowas reden.“

Berzan B. im April 2021 in Nürnberg