Hintergründe

Diese Seite bietet Hintergrundinformationen zu den einzelnen Episoden. Sie beinhaltet Informationen zu den Interviewpartner*innen, verweist auf Quellen, Presseartikel und Literatur und bietet einzelne Empfehlungen zum Weiterlesen, -hören und -sehen.

Anmerkungen zur Verwendung des Terminus N-Wort: Dieser Platzhalter steht für eine rassistische Bezeichnungspraxis, deren Geschichte in der Versklavung und Kolonisierung liegt. Der Begriff wird heute immer noch abwertend gegenüber vornehmlich Schwarzen Menschen benutzt. Deshalb benutzen wir den diskriminierenden Begriff nicht in unseren eigenen Texten.

Hintergründe zu Episode 1: Der rassistische Mord an Jorge Gomondai

Hintergründe zu Episode 2: Rassismus, rechte Gewalt und Migrantifa in Erfurt

Hintergründe zu Episode 3: Antimuslimische Gewalt gegen Frauen: Der Mord an Marwa El-Sherbini

Hintergründe zu Episode 4: Baseballschlägerjahre in der Uckermark: Rechte Gewalt und Gegenwehr

Hintergründe zu Episode 5: Neonazi-Gewalt, rassistische Polizeiarbeit und Solidarität in Nürnberg

Hintergründe zu Episode 6: Tödliche rechte Gewalt gegen Wohnungslose in Greifswald

Hintergründe zu Episode 7: Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık über Rassismus und ihre ermordeten Väter


Hintergründe zu Episode 1: Der rassistische Mord an Jorge Gomondai

Interviewpartner*innen:

Familie Gomondai

Jorge Gomondai war das dritte Kind von Luisa Nhandima und João Gomondai. Der ältere Bruder Pita Gomondai arbeitet als Ingenieur in den Braunkohleminen im Norden von Mosambik. Die Brüder Antonio und Xavier wurden Anfang der 80er Jahre während des Bürgerkrieges zur Armee eingezogen. Heute leben sie wie ihre Schwestern Carlotta und Angelina mit ihren Familien wieder in Chimoio und Umgebung. Sie alle versuchen mit etwas Landwirtschaft ihr Überleben zu sichern. Der Vater João starb vor einigen Jahren. Jorges Mutter Luisa Nhandima Gomondai verstarb am 20. August 2021 in Mosambik. Sie wurde 81 Jahre alt.

Emiliano Chaimite

Als Vertragsarbeiter kam er 1986 aus Mosambik nach Magdeburg und erhielt eine Berufsausbildung als Gießereifacharbeiter. Kurz vor Jorge Gomondais Tod zog er 1991 nach Dresden und ließ sich zum Krankenpfleger ausbilden. 1994 gründete er den ersten mosambikanischen Verein in Dresden und engagierte sich u.a. im Ausländerrat. Er hat den Kontakt zu Familie Gomondai in Mosambik aufgebaut und deren Besuch 2007 organisiert. Er ist seit Jahren politisch aktiv im Kampf um mehr Teilhabe für Migrant*innen.

Roman Kalex

Als Teil der nichtkirchlichen oppositionellen Gruppe „Wolfspelz“ war er schon als Jugendlicher politisch aktiv und engagierte sich bereits in der DDR gegen Neonazis. Während der Wende und in den frühen neunziger Jahren erlebte er als Linker die ständige Gewalt, die von Neonazis ausging. Er arbeitet als freiberuflicher Informatiker in Dresden.

Kathrin Krahl

Als Schülerin kam sie in den Neunzigern aus Westdeutschland nach Dresden. Sie engagierte sich Ende der neunziger Jahre im Netzwerk „kein mensch ist illegal“ gegen Rassismus und für ein Gedenken an Jorge Gomondai, das die rassistische Verfasstheit der deutschen Gesellschaft radikal in Frage stellt. Sie ist Soziologin und arbeitet bei Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen.

Olga M.

Als Vertragsarbeiterin kam sie 1986 aus Mosambik in die DDR. Sie kannte Jorge Gomondai persönlich. In der DDR arbeitete sie im Glaswerk Freital, erhielt aber bis zur Wende keine Ausbildung. Danach absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie berichtet vom nicht erst seit der Wende ständig anwachsenden Rassismus und den Bedrohungen, denen schwarze Menschen ausgesetzt sind. Olga lebt und arbeitet bis heute in Dresden. Als ehemalige Vertragsarbeiterin kämpfte sie einen langen Kampf um Bleiberecht und Anerkennung.

Marita Schieferdecker-Adolph

Sie war von 1990 bis 2010 Ausländerbeauftragte der Stadt Dresden. Sie kannte Jorge Gomondai persönlich, hat den Trauermarsch 1991 mitorganisiert und ist seither in das jährliche Gedenken eingebunden. Sie kommt aus der kirchlichen Cabana-Bewegung in der DDR. Mit ihrer Arbeit stand sie immer in dem für die neunziger Jahre typischen Zwiespalt: Als Verbündete von Migrant*innen trat sie für deren Rechte ein. Gleichzeitig erhoffte sie sich von Gesprächen und Veranstaltungen mit Neonazis deren Abkehr von ihren Einstellungen.

Danilo Starosta

Als Kind und Jugendlicher in der DDR wuchs er mit einem allgegenwärtigen Rassismus auf. Zur Zeit der Wende, als Mittzwanziger, erlebte er ständige Auseinandersetzungen mit Nazis, die bis heute nicht abreißen. Die Zeit der sogenannten friedlichen Revolution schildert er als für Vertragsarbeiter*innen und alle als anders wahrgenommenen Menschen mit außerordentlichen Gewalterfahrungen verbunden. Er arbeitet für das Kulturbüro Sachsen und engagiert sich für ein emanzipatorisches Miteinander, antifaschistische Bildung und gegen jeden Rassismus.

Presse und Literatur

Hier ist eine Auswahl von Presseartikeln und Aufsätzen hinterlegt.

  • Spiegel 16/1991: Alltägliche Jagdszenen, Skinheads und Neonazis überrennen Dresden
  • taz, 13.4.1991: Trauer um Jorge Gomondai
  • taz, 14.5.1991: Dresden – Hauptstadt der rechten Bewegung
  • taz, 25.09.1993: Lustig war’s, lang ist’s her
  • nd, 07.10.1993: Anschlag auf Gomondai durch Polizei begünstigt?
  • taz, 22.10.1993: Todesursache: Angst
  • Heike Kleffner (2011): (K)eine Frage der Wahrnehmung: die tödliche Dimension politisch rechts motivierter Gewalt, in: Opferberatung des RAA Sachsen e.V. (Hg.): Tödliche Realitäten. Der rassistische Mord an Marwa El-Sherbini. Dresden, S. 22–46. PDF zum Download.
  • Urteil im Fall Jorge Gomondai vom 29.10.1993 gegen Alex W., Walter B. und Torsten R.: SächsHStA, 13363, Staatsanwaltschaft Dresden, AZ 24 Js 4214/91 – Archivaliensignatur 21. 192, Band 9.
  • ID-Archiv im ISSG (Hg.) (1992): Drahtzieher im Braunen Netz. Der Wiederaufbau der NSDAP. Ein Handbuch des antifaschistischen Autorenkollektivs Berlin. Berlin.
  • Antifaschistisches Autorenkollektiv (1996): Drahtzieher im braunen Netz. Ein aktueller Überblick über den Neonazi-Untergrund in Deutschland und Österreich. Hamburg.

Dokumentationen


Hintergründe zu Episode 2: Rassismus, rechte Gewalt und Migrantifa in Erfurt

Interviewpartner*innen:

José Paca

José Paca lebt seit 1989 in Erfurt. Seit den neunziger Jahren engagiert er sich in der Migrationspolitik und in der antirassistischen Selbstorganisation. Er hat den Verein Afro Sport gegründet. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen setzt er seit den neunziger Jahren bis heute kontinuierlich fort, organisiert antirassistische Fußballturniere und stellt migrantischen Jugendlichen Räume zur Verfügung. Gemeinsam mit anderen gründet er 1992 den Ausländerbeirat in Erfurt. Es ist die erste kommunale Interessenvertretung von Migrant*innen in den neuen Bundesländern. José Paca ist seit 2008 der Vorsitzende des Ausländerbeirats. 2001 wird er Mitglied im Bundesausländerbeirat, dessen stellvertretender Vorsitzender er seit 2018 ist. Außerdem ist er Vorsitzender von DAMOST (Dachverband der Migranteninitiativen in Ostdeutschland) und zwischen 2017 und Juni 2020 Sprecher des Sprecher*innenrates von MigraNetz in Thüringen (Netzwerkes der Migrantenorganisationen in Thüringen). Für sein Engagement erhält er 2014 das Bundesverdienstkreuz. José Paca hat durch seine Arbeit wesentlich zur Demokratisierung Erfurts beigetragen.

Josina Monteiro

Josina Monteiro wird 1982 in Erfurt geboren. Ihr Vater war Vertragsarbeiter aus Mosambik, ihre Mutter Erfurterin. Sie hat Soziale Arbeit an der Fachhochschule Erfurt studiert. Heute arbeitet sie in einem Projekt zur beruflichen Integration von geflüchteten Frauen in Erfurt. Sie ist in der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ in Thüringen und im Antirassistischen Ratschlag in Erfurt ehrenamtlich aktiv. Außerdem engagiert sie sich im Landesfrauenrat Thüringen.

Literatur und Presse

  • Rainer Erices: Hetzjagd im Augst 1975 in Erfurt. Wie Ausländerfeindlichkeit in der DDR verharmlost und verleugnet wurde, in: Gerbergasse 18. Thüringer Vierteljahreszeitschrift für Zeitgeschichte und Politik. 4/2018, Heft 89, S. 22–25.
  • Reiner Fromm (1993): Rechtsextremismus in Thüringen. Marburg.
  • Katharina Oguntoye, May Ayim, Dagmar Schultz (Hg.) (1986): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Berlin.
  • Shar’Ifa Dietra Malik (1999): „Titel“, in: Olumide Popoola, Beldan Sezen et al.: Talking Home. Heimat aus unserer eigenen Feder. Frauen of Color in Deutschland. Amsterdam.
  • Nassima Bougherara (2011): Die Rolle von Betreuern und Dolmetschern aus den Herkunftsländern, in: Almut Zwengel (Hg.): Die „Gastarbeiter“ der DDR. Politischer Kontext und Lebenswelt. Berlin/Münster, S. 137-152.
  • Harry Waibel (2014): Der gescheiterte Anti-Faschismus der SED. Rassismus in der DDR. Frankfurt am Main.
  • Sebastian Pampuch (2018): Afrikanische Freedom Fighter im Exil der DDR, in: Stephanie Zloch, Lars Müller und Simone Lässig (Hg.): Wissen in Bewegung. Migration und globale Verflechtungen in der Zeitgeschichte seit 1945. München, S. 321-348.
  • DOI: https://doi.org/10.1515/9783110538076-012 (zuletzt abgerufen: 22.72020)
  • Patrice Poutros (2020): Einwanderungsland Deutschland? Migrant*innen im Zuge der Deutschen Einheit, online: https://heimatkunde.boell.de/de/2020/04/06/einwanderungsland-deutschland-migrantinnen-im-zuge-der-deutschen-einheit (zuletzt abgerufen: 22.7.2020).
  • Matthias Quent (2014): Die extreme Rechte in Thüringen. Entwicklung der Neonaziszene, online: http://www.boell-thueringen.de/de/2014/03/24/die-extreme-rechte-thueringen-entwicklung-der-neonazi-szene (zuletzt abgerufen: 22.7.2020).
Zivilgesellschaftliches Aufarbeiten rassistischer und rechter Gewalt in Erfurt:

Dokumentationen


Hintergründe zu Episode 3: Antimuslimische Gewalt gegen Frauen: Der Mord an Marwa El-Sherbini

Interviewpartnerinnen:

Youmna Fouad

Youmna Fouad studierte Germanistik und Kulturwissenschaften an der Al Alsun Fakultät – Ain Shams Universität in Kairo. 2014–2018 absolvierte sie ein Masterstudium an der Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften mit dem Schwerpunkt DaF an der TU Dresden. Von 2017-2019 war sie als erste Ägypterin Marwa-El-Sherbini-Stipendiatin. Seit 2018 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an ihrer Promotion. Sie lebt mit ihrem Kind und ihrem Mann in Dresden.

Andrea Hübler

Andrea Hübler ist Politikwissenschaftlerin und seit 2016 Fachreferentin für das Projekt „Support für Betroffene rechter Gewalt“ der RAA Sachsen e. V. Bis dahin arbeitete sie sieben Jahre als Beraterin im Projekt. In die ersten Wochen dieser Tätigkeit fiel der Mord an Marwa El-Sherbini. Für die RAA Sachsen beobachtete sie den Prozess gegen den Mörder vom 26. Oktober bis 11. November 2009.

In Am Sayad Mahmood

Die Ingenieurin für Elektrotechnik kam im August 1996 aus dem Irak nach Deutschland und lebt seit 1997 in Dresden. Hier qualifizierte sie sich zur Sozialarbeiterin und baute nach dem Mord an Marwa El-Sherbini den Interkulturellen Frauentreff in Dresden-Johannstadt mit auf. Sie engagierte sich im Verein Ausländerrat Dresden e. V., dessen stellvertretenden Vorsitzende sie von 2006 bis 2018 war. Im Jahr 2014 wurde sie für ihr Bemühen um den christlich-jüdisch-islamischen Dialog und das Verständnis für kulturelle Diversität mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Nahla Medhat

Nahla Medhat zog Ende 2017 von Kairo nach Dresden. Sie begleitete ihren Mann, der als Elektroingenieur bei einer großen Firma in Dresden arbeitet. Nach ihrem Studium hat sie mehr als zehn Jahre in Kairo als Kreditanalystin für eine der größten internationalen Banken gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Dresden und engagiert sich dort bei der antirassistischen Helpline Dresden der RAA Sachsen e. V. und beim Rotary Club Dresden International. Nebenbei lernt sie intensiv die deutsche Sprache, um in Deutschland arbeiten zu können.

Negla Osman

Negla Osman kam 2004 als Stipendiatin aus dem Sudan nach Dresden. Sie promovierte als Erziehungswissenschaftlerin an der Technischen Universität. Heute arbeitet sie im Ökumenischen Informationszentrum in der Migrationsberatung. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Dresden. Sie kannte Marwa El-Sherbini von Begegnungen und Gesprächen im Stadtteil.

Olga Sperling

Olga Sperling ist Diplom-Sozialpädagogin, lebt seit 1998 in Dresden und arbeitet seit 2009 im Ausländerrat Dresden e. V. Der Mord an Marwa El-Sherbini fiel auf ihren ersten Arbeitstag und prägt ihre Tätigkeit dort seitdem stark. Sie gründete unmittelbar nach dem Mord gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Frauen den Frauentreff in Dresden-Johannstadt, um einen Ort für Trauer, Austausch und Begegnung zu öffnen. Den Frauentreff sowie weitere Angebote für Frauen des Ausländerrates Dresden e. V. haben seit 2009 ca. 11.000 Frauen mit und ohne Migrations – und Fluchterfahrung in Anspruch genommen.

Literatur

Literatur über intersektionale Zugänge zum antimuslimischen Rassismus
  • Iman Attia, Alexander Häusler & Yasmin Shooman (2014): Antimuslimischer Rassismus am rechten Rand. Münster.
  • Iman Attia & Yasmin Shooman (2010): „Aus blankem Hass auf Muslime“. Zur Rezeption des Mordes an Marwa el-Sherbini in deutschen Printmedien und im deutschsprachigen Internet, in: Jahrbuch für Islamophobieforschung Deutschland – Österreich – Schweiz.
Rassismuskritische Kommentare zur Sarrazin-Polemik

Quellen

Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft Dresden im Beleidigungsverfahren (AZ 201 Js 43245/08) und im Mordverfahren (AZ 300 Js 27647/09)

Hintergründe zu Episode 4: Baseballschlägerjahre in der Uckermark: Rechte Gewalt und Gegenwehr

Interviewpartner*innen:

Susanne Lang

Susanne Lang engagiert sich gegen Neofaschismus, seit sie im Sommer 1990 in Pinnow einen Überfall organisierter Schwedter Neofaschisten auf eine uckermärkische Dorfdisco miterlebte. Um mehr Menschen zu motivieren, sich gegen rechte Gewalt zu organisieren, startete sie im Sommer 1998 gemeinsam mit vielen anderen Brandenburger*innen die „Aktion Noteingang“, die im Sommer 2000 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet wurde. Sie ist Diplom-Psychologin und lebt und arbeitet in Berlin-Brandenburg.

Christin Meile

Christin Zschoge-Meile ist in Angermünde aufgewachsen und war seit 1994 regelmäßig Besucherin des Infocafés. Sie arbeitete in verschiedenen AGs mit, 1999 war sie Mitbegründerin von Pfeffer & SalZ und 2002 Pressesprecherin des Aktionstags in Prenzlau. Gemeinsam mit anderen initiierte sie das Projekthaus Potsdam (www.projekthaus-potsdam.de), das 2005 von der Gruppe gekauft und umgebaut werden konnte.

Micha

Micha ist in Angermünde aufgewachsen und kam als Jugendlicher als Besucher ins Infocafé. Später arbeitete er im Verein mit und organisierte Konzerte im Skandal-Projekt. Ab 2005 engagierte er sich im Projekthaus Potsdam mit dem Schwerpunkt Energiefragen. Heute ist er nicht mehr im Projekthaus aktiv, aber nach wie vor im Bereich Umwelt- und Energiepolitik.

Bethi Ngari

Bethi Ngari kam als Geflüchtete 1996 mit ihren beiden Kindern nach Prenzlau. Dort baute sie Kontakt zu Antirassismusgruppen und Geflüchteteninitiativen auf. Gemeinsam mit anderen geflüchteten Frauen gründet sie die Initiative „Women in Exile“, für die sie bis heute arbeitet. Die Organisation kämpft für die Rechte geflüchteter Frauen und Kinder. Seit Jahren fordern sie deren Unterbringung in Wohnungen anstatt Sammelunterkünften.

Said

Said floh aus dem Nahen Osten nach Europa und kam 1996 in die Uckermark. In Prenzlau begann er sich politisch zu organisieren und gründete mit anderen die Flüchtlingsinitiative Uckermark. Heute arbeitet er als Fachkraft im Gesundheitswesen.

Christian Theuerl

Christian Theuerl lebte bis zum Abitur und Zivildienst 1997 in Angermünde. Als Jugendlicher war er in der Nachwendezeit in selbstorganisierten Projekten zu den Themen Antirassismus, Ökologie und Vegetarismus aktiv. Im Demokratischen Jugendforum Brandenburg koordinierte er ab 2001 die Kampagne „Aktion Analyse“ in der Uckermark mit. Seit 2004 ist er ehrenamtlicher Geschäftsführer des Projekthauses Potsdam (www.projekthaus-potsdam.de) und Koordinator für internationale Jugend- und Erwachsenenbildungsprojekte im Verein Inwole e. V. in Potsdam. Heute arbeitet er als Leiter einer Bildungsstätte in Berlin.

Holger Zschoge

Holger Zschoge lebte von 1990 bis 2006 in Angermünde und arbeitete als Lehrer. Von 1993 bis 1999 war er Mitarbeiter bei der RAA Brandenburg (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie). Er hat das Infocafé und andere antifaschistische und antirassistische Projekte mit aufgebaut. Gemeinsam mit anderen initiierte er das Projekthaus Potsdam (www.projekthaus-potsdam.de), das dann 2005 von der Gruppe gekauft und umgebaut werden konnte.

Liste rassistischer und faschistischer Überfälle in Brandenburg 1994 – 2000
Interviews: Rechte Gewalt in Brandenburg 1989 – 1993
Aktion Analyse – Videoportraits der beteiligten Gruppen
Gedenkerfahrungen: Texte, Zeitungsartikel und Analysen der #baseballschlaegerjahre in Brandenburg

Todesopfer rechter Gewalt in der Uckermark:
Enst Fisk
Wolfgang Auch

Texte

Dokumentationen

Presse

taz 9.11.1993: Von wegen Ruhe und Ordnung
Tagesspiegel 11.7.1993: Unter den Augen der Skins verprügelt
Tagesspiegel 2.3.1999: Fünfeinhalb Jahre Haft für lebensgefährlichen Angriff auf Italiener
MOZ 6.12.2018 Rechtsextreme Szene wächst
Nordkurier 20.02.2020 Rechtsextreme gehen in der Uckermark auf „nationale Streifen“

Hintergründe zu Episode 5: Neonazi-Gewalt, rassistische Polizeiarbeit und Solidarität in Nürnberg

Interviewpartner*innen:

Berzan B.

Berzan B. wird 1992 in Nürnberg als erstes Kind einer deutsch-kurdischen Familie geboren. Die nach der Schule geplante Tischlerlehre kann er wegen der Schwere des Neonazi-Angriffs erst Jahre später absolvieren. 2017 besucht er die Berufsschule, als ein Mitschüler von der Polizei aus dem Unterricht geholt und nach Afghanistan abgeschoben werden soll. Gemeinsam mit anderen solidarischen Schüler*innen blockieren sie mehrere Stunden das Polizeifahrzeug und demonstrieren für seine Freilassung. Die Abschiebung wird später ausgesetzt. Berzan B. arbeitet freiberuflich als Tischler in Nürnberg.

Hevin B.

Hevin, das zweite Kind der Familie, wird 1996 geboren und wächst ebenfalls in Nürnberg auf. Nach der Schule lebt sie einige Zeit in Berlin. Heute ist sie wieder in Nürnberg und arbeitet in der Pflege. Sie ist in verschiedenen Initiativen gegen Rassismus, Sexismus und soziale Ungleichheit aktiv.

Petra B.

Petra B. wird 1963 geboren und wächst in Nürnberg auf. Mitte der 80er Jahre heiratet sie den Vater von Berzan und Hevin. Sie arbeitet als Verwaltungangestellte und beteiligt sich nach wie vor an politischen Aktivitäten zum Klimaschutz und gegen Neonazis.

Jürgen K.

Jürgen K. wird 1968 geboren und engagiert sich seit 1988 politisch in der außerparlamentarischen Linken in Nürnberg.

Seda Başay-Yıldız

Seda Başay-Yıldız ist Anwältin in Frankfurt am Main. Im NSU-Prozess vertrat sie die Familie Şimşek bei deren Nebenklage. Sie spricht öffentlich über strukturellen Rassismus bei den Sicherheitsbehörden. Ihre Familie und sie wurden ab August 2018 mehrfach unter dem Absender „NSU 2.0“ bedroht. Bei den Drohungen wird die frühere Adresse der Anwältin verwendet, die kurz vor dem ersten Schreiben unbefugt von einem Polizeicomputer des 1. Polizeireviers in Frankfurt a. M. abgerufen worden war. Nach einem Umzug wird die Adresse der Familie in den Melderegistern gesperrt. Aber auch die neue Adresse wird im Darknet veröffentlicht und zum Mord an ihr aufgerufen. Im Juli 2021 wird bekannt, dass sich ihre gesperrte Meldeadresse ungeschwärzt in den Unterlagen zum parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Mord an Walter Lübcke befindet. Die Landesregierung hatte diese allen Fraktionen des hessischen Landtags zugesandt – auch der AfD.

Links

Nürnberger Bündnis Nazistopp
Das Versteckspiel – Lifestyle, Symbole und Codes von Neonazis und extrem Rechten
NSU-Watch Bündnis zu Recherche und Öffentlichkeitsarbeit zum Themenkomplex NSU
Endstation Rechts – Bayern: Freies Netz Süd
Dossier: Zehn Jahre nach Enttarnung des NSU

Presse

taz, 31.10.2021, Konrad Litschko: Der lange Schatten des Terrors
Frankfurter Rundschau, 27.07.2021, Seda Basay-Yildiz entsetzt: Geheime Adresse ging auch an die AfD
AIB, 10.03.2004, Das Ende eines Labels. Das Verbot der „Fränkischen Aktionsfront“

Texte

Semiya Şimşek: Schmerzliche Heimat: Deutschland und der Mord an meinem Vater, Rowohlt, Hamburg 2013.

Dokumentationen

Neonazis planen den Umsturz Eine Spurensuche über bayerische Neonazis, die im Zusammenhang mit terroristischen Anschlagsplänen stehen. Ein Film von Jonas Miller und Ralph Gladitz, BR


Hintergründe zu Episode 6: Tödliche rechte Gewalt gegen Wohnungslose in Greifswald

Interviewpartner*innen:

Ingo Stehr

Ingo Stehr arbeitet seit 1996 als Sozialarbeiter in der Tagesstätte der Diakonie in Greifswald. Durch seine Arbeit ist er seit Jahrzehnten mit Gewalt und Angriffen aus sozialdarwinistischen Motiven auf seine Klient*innen konfrontiert.

Reiner E.

Reiner E. ist Gast in der Tagesstätte der Diakonie. Dort hat er Klaus-Dieter Gerecke, Rainer Gerecke und Eckhard Rütz kennengelernt.

Kassandra E.

Kassandra E. ist Teil der Initiative „Schon vergessen?“. Die Initiative richtet jedes Jahr das Gedenken an Eckhard Rütz aus und hat die Spendenaktion für den Gedenkstein für Eckhard Rütz angestoßen.

Frank K.

Frank K. lebt seit mehreren Jahren auf der Straße. Er ist gesellschaftlich engagiert und hat ein großes Netzwerk an Unterstützer*innen, die ihn regelmäßig besuchen, um sich zu unterhalten, Lebensmittel oder Dinge des täglichen Bedarfs vorbeizubringen. Er wünscht sich für die Zukunft eine eigene Wohnung in der Innenstadt.

Links

Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V.: www.bagw.de

Texte

Lucius Teidelbaum (2013): Obdachlosenhass und Sozialdarwinismus. Münster.
Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (Hg.) (2021): Diskriminierung und Hassgewalt gegen wohnungslose Menschen. Forschungsbericht. Berlin.
Sozialdarwinistische Zustände. Wohnungs- und Obdachlose als vergessene Opfer rechter Gewalt. – Ausgabe #51 der LOTTA. Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen. 2013.
Bürgerforum Freitagsrunde Greifswald (Hg.) (2004): … dass man hier besser leben kann. Interviews mit Migranten, Wohnungslosen, Studenten und anderen Greifswaldern. Greifswald. Download als PDF

Hintergründe zu Episode 7: Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık

Interviewpartnerinnen:

Semiya Şimşek

Semiya Şimşek wurde 1986 in Friedberg in Hessen geboren. Mit vierzehn Jahren verliert sie ihren Vater, Enver Şimşek. Er wird am 11. September 2000 an seinem Blumenstand in Nürnberg vom NSU ermordet. Bis zur Selbstenttarnung im Jahr 2011 steht die Familie jahrelang selber im Fokus rassistischer Ermittlungen und unter Verdacht, in den Mord verwickelt zu sein. Semiya Simşek macht ihr Abitur in Hanau und studiert Soziale Arbeit an der Fachhochschule in Fulda. Lange arbeitet sie in Frankfurt als Sozialpädagogin, bis sie 2011, dem Jahr der Selbstenttarnung, entscheidet, Deutschland zu verlassen und in die Türkei zu migrieren. Über den Mord an ihrem Vater, die rassistische Ermittlungspraxis der Polizei und die eigene Aufklärungsarbeit ihrer Familie als Betroffene schreibt sie in ihrem Buch :“Schmerzliche Heimat, Deutschland und der Mord an meinem Vater“ Rowohlt, Hamburg 2013.

Gamze Kubaşık

Gamze Kubaşık flüchtete 1991 als 5-Jährige gemeinsam mit ihren Eltern, Elif und Mehmet Kubaşık von Maras/Türkei nach Dortmund. Sie macht in Dortmund auf einer Berufsschule für Wirtschaft und Verwaltung ihr Fachabitur und später noch eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin. Ihren Vater, Mehmet Kubaşık, verliert sie am 4. April 2006. Der NSU ermordet ihn in seinem Kiosk in Dortmund. Er ist das achte Mordopfer der rechtsterroristischen Mordserie. Auch Gamze und ihre Familie kommen bis zur Selbstenttarnung als Hauptverdächtige ins Visier der rassistischen Ermittlungspraktiken der Polizei. Am 22.11.2017 hält Gamze Kubaşık ein gemeinsam mit den Nebenklagevertreter:innen abgestimmtes Plädoyers in München, in dem sie den Aufklärungsanspruch des Prozesses als nicht erfüllt kritisiert und weitere Aufklärungsarbeit einfordert. Nach wie vor ist Gamze Kubaşık in der Aufklärungsarbeit der Angehörigen aktiv, organisiert jährlich Gedenkveranstaltungen für ihren Vater und sie ist als antifaschistische Referentin in Schulen aktiv.

Links

NSU-Watch Bündnis zu Recherche und Öffentlichkeitsarbeit zum Themenkomplex NSU
Offener Prozess „Offener Prozess“ bündelt Initiativen und Informationen zur Aufarbeitung der
NSU-Verbrechen in Sachsen.
Dossier: Zehn Jahre nach Enttarnung des NSU

Texte

Fabian Virchow, Fabian Virchow, Tanja Thomas, Elke Grittmann (2015): „Das Unwort erklärt die Untat“ Die Berichterstattung über die NSU-Morde – eine Medienkritik: Eine Studie der Otto Brenner Stiftung.

Annette Ramelsberger, Wiebke Ramm, Tanjev Schulz, Rainer Stadler (2018):  Der NSU-Prozess. Das Protokoll. Verlag Antje Kunstmann GmbH.

Aktionsbündnis ›NSU-Komplex auflösen‹ (Hg.) (2021): „Tribunale – »NSU-Komplex auflösen«“. Assoziation A – Verlag.

Juliane Karakayali, Cagri Kahveci, Doris Liebscher, Carl Melchers (2017): Den NSU-Komplex analysieren: Aktuelle Perspektiven aus der Wissenschaft. Transcript Verlag.

Jens Zimmermann, Regina Wamper, Sebastian Friedrich (Hg.) (2015):
Der NSU in bester Gesellschaft. Zwischen Neonazismus, Rassismus und Staat. DISS-Editionen.

Materialien zu Verstrickungen der rechtsextremen Szene mit Behörden:

Matthias Meisner, Heike Kleffner (2019): Extreme Sicherheit: Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz. Verlag Herder.

Materialien zur Betroffenenperspektive und zu Solidarität mit Betroffenen rechter, rassistische und antisemitischer Gewalt

Semiya Şimşek: Schmerzliche Heimat: Deutschland und der Mord an meinem Vater, Rowohlt, Hamburg 2013.

Harpreet Cholia, Christin Jänicke (Hg.):  Unentbehrlich: Solidarität mit Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Transcript Verlag.

Dokumentationen

Neonazis planen den Umsturz Eine Spurensuche über bayerische Neonazis, die im Zusammenhang mit terroristischen Anschlagsplänen stehen. Ein Film von Jonas Miller und Ralph Gladitz, BR